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Die Zwinger-Sage anno 1517-1524

Nebelschwaden durchziehen die Straßen und Gassen der Stadt. Es ist empfindlich kalt. Auf den alten, mit Eichen bestandenen Wällen und über den Teichen, die in den ehemaligen Wassergräben der Stadtbefestigung entstanden sind, lagert der Nebel wie eine Decke. Mächtig ragt hier der Zwinger empor, einer der stärksten Wehrtürme.

Die Menschen streben eilig ihren Häusern zu. Doch einige, die am Zwinger vorbeikommen, verhalten plötzlich erschrocken den Schritt. Am nahen Gebüsch steht ein großer schwarzer Hund mit glühenden Augen. Er starrt in die Ferne und knurrt drohend. Dann geht er langsam über die Straße und verschwindet wie ein Geisterwesen im Nebel.

„Ein Hund, nur ein Hund!“ sagt eine Frau halblaut und mit leisem Lachen. Doch das Lachen klingt unecht. Das empfinden alle, die diese Bemerkung gehört haben. Sie spüren eine unbestimmte Angst und fühlen erschauernd, dass sich in dieser Minute Gegenwart und eine längst versunkene Vergangenheit seltsam mischt.

Schwerer Kämpfe toben einst um die alte Stadt. Orthulf, ein Heerführer, belagert sie mit seinen Mannen. Doch jeder seiner Angriffe wurde von den Goslarern abgeschlagen, die ihre Heimatstadt mutig und verbissen verteidigen.

„Wir müssen siegen, und wir werden siegen!“ sagte der Ratsherr Heinzen zu seinen Bürgern. „Versuchen wir einen Ausfall, damit endlich die Entscheidung fällt“.

Man folgte dem Rat dieses Mannes, der immer und zu jeder Zeit für das Wohl der Stadt eingetreten war.

Der Erfolg blieb nicht aus! Die Gegner, die nicht erwartet hatten, dass die Goslarer ihre Sicherheit aufgeben würden, die ihnen ihre stark befestigte Stadt bot, wurden durch den Angriff auf offenem Felde völlig überrumpelt. Sie unterließen bald jede Gegenwehr und flohen. Es gelang den Goslarern sogar, Gefangene zu machen; unter ihnen den Anführer Orthulf.

In jener Zeit war es Sitte, Gefangene gegen ein hohes Lösegeld wieder freizugeben. Doch der Ratsherr Heinzen dachte anders. Mit Genehmigung des gesamten Rates der Stadt ließ er Orthulf zu sich kommen.

„Wir sind nicht gewillt, dich und deine Leute auf Lebenszeit festzuhalten“ sagte er zu ihm. „Dein Geld brauchen wir nicht. Du sollst uns helfen, unsere Stadt noch stärker zu befestigen. Baue mit deinen Leuten einen weiteren Turm, dann werden wir euch allen die Freiheit geben.“

Orthulf musste sich fügen. Doch bevor er an die Arbeit ging, gebot er seinen Leuten: „Das Glück hat uns verlassen. Aber ich sehe nicht ein, warum wir uns um diese Pfeffersäcke große Mühe machen sollen. Wir werden den Turm so dicht an die Stadtmauer setzen, dass wir nur eine halbe Rundung zu bauen haben!“

Gesagt, getan! Doch dem Rat der Stadt entging diese Hinterlist der Gefangenen nicht.

Als der Turm fertig war, musste Orthulf erneut vor dem Rat der Stadt erscheinen. „Du wolltest uns betrügen!“ sprach der Ratsherr Heinzen zu ihm. „Es soll dir aber nicht gelingen. Zur Strafe für deine Unredlichkeit wirst du mit deinen Leuten noch einen ganzen Turm bauen, sonst werdet ihr eure Freiheit niemals wiedersehen.“

Orthulf tobte vor Wut und Grimm. Doch seine Drohungen hatten keinen Erfolg. Heinzen hörte ihn an, bleib aber unerbittlich auf seinem Beschluss bestehen.

Der Bau des zweiten Turmes begann. Die Gefangenen mussten schwerste Arbeit leisten, um die mächtigen Steinquader zu bewegen. Unter Aufbietung aller Kräfte brachen sie sie in den Steinbrüchen, schafften sie auf Wagen in die Stadt, um sie dann höher und höher aufzumauern.

Die Goslarer nannten den neuen Turm schon vor der Fertigstellung den „Zwinger“, denn es wurde ein mächtiges Bauwerk. Jede Woche kam der Ratsherr Heinzen an die Baustelle, um den Fortschritt der Arbeit zu besichtigen. Immer wieder wurde er von den wilden Flüchen Orthulfs empfangen, aber er blieb gelassen und antwortete nie. Diese überlegene Ruhe entfachte Orthulfs Zorn stets aufs Neue.

Als Heinzen eines Tages wieder an der Baustelle erschien, brüllte Orthulf ihn an: „Du Leuteschinder, musst du auch noch zusehen, wenn wir uns quälen?“
Heinzen schwieg lange Zeit, in der der Heerführer seine hässlichen Reden fortsetzte, dann antwortete er zum ersten Mal und sagte ernst: “ Ich sorge nur für meine Heimatstadt. Du aber ziehst aus, um zu rauben und zu morden.“

Da konnte Orthulf seinen Zorn nicht mehr meistern. Er nahm eine Hacke und schleuderte sie nach dem Ratsherrn.

Heinzen wurde getroffen. Er war sofort tot.

Der Mord erschütterte die Goslarer tief. Ihr Hass war groß. Nur dem Zuspruch besonnener Männer gelang es, das Leben der Gefangenen zu retten. Die Menge wollte sie auf der Stelle umbringen.

Der Ratsherr wurde unter Anteilnahme der ganzen Bevölkerung zur letzten Ruhe gebettet. Man erwies ihm alle nur erdenkliche Ehren.

Trotz des gemeinen Mordes konnte sich der Rat der Stadt nicht entschließen, das einmal gegebene Wort zu brechen. Die Gefangenen durften unter strengster Aufsicht weiterbauen.

Doch Orthulf und seine Leute lebten von nun an unter ständiger Furcht. Seit dem Tode des Ratsherrn umschlich sie ein riesiger schwarzer Hund mit glühenden Augen. Wenn sie nur für einen Augenblick ihre Arbeit ruhen ließen, fing er bösartig an zu knurren, zeigte sein starkes Gebiss und setzte zum Sprunge an. Als Orthulf auch nach ihm die Hacke warf, prallte sie unschädlich von ihm ab.

Die Ratsherren, denen man von diesem nie gesehenen Tier erzählte, kamen an die Baustelle. Sie sahen den Hund bei ihrer Ankunft wie ein Schemen verschwinden. Doch kaum waren sie kopfschüttelnd gegangen, tauchte er wieder auf.

Als der Turm vollendet war, verkündete der Rat der Stadt den Gefangenen die Freiheit. Man befürchtete einen neuen Krieg mit ihren Anhängern, wenn man sie den Tod des Ratsherrn entgelten ließ.

Doch am nächsten Tag fand man Orthulf mit durchbissener Kehle auf seinem Lager. Seine Leute hatten fest geschlafen und nicht bemerkt, was ihrem Anführer geschehen war.

Den Goslarer Bürgern war diese Lösung willkommen, die ihre Mithilfe nicht bedurft hatte. Sie erzählten ihren Kindern und Kindeskindern: „Ratsherr Heinzen hat in seinem Grabe keine Ruhe gefunden. Seine Seele fuhr in die Gestalt eines schwarzen Hundes. Noch
nach seinem Tode hat er dafür gesorgt, dass die Befestigung unserer Stadt verstärkt wurde und zuletzt bestrafte er seinen Mörder.“

Zwinger zu Goslar
Zwinger zu Goslar
Zwinger mit Kegelturm und Bürgerwall um 1800.
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